Lies das mal! Wolf Reiser hat in "Lettre International" unter dem Titel "Freiwild" einige sehr scharfe Sätze über deutsche Chefredakteure und Ressortleiter publiziert. Mit Ausnahme einiger namhafter Autoren hätten freie Journalisten "im Prinzip nur noch eine reelle Überlebenschance, wenn sie weiche Gebiete beackern, Freizeit, Kuchenbacken, Yoga, Rumreisen auf Agenturkosten, Kirmeskultur, Menschelndes, Neospießeralltag und den ganzen überdüngten Landlustgartenlaubenmuff des Sommermärchens". Er schreibt mit Blick auf die ersten Jahre nach der Jahrtausendwende: "Die Californication des europäischen Lebensstils verbannte die einst so lukrative Tabak- und Spirituosenwerbung aus den Heften. Gleichzeitig stießen die coolen Garagenbastler aus Silicon Valley auf ein brachliegendes Kommunikationssystem der US-Militärs, welches ursprünglich zum Datentransfer nach einem geglückten Atomschlag entwickelt wurde, und bastelten daraus ein vielversprechendes WWW-Imperium." Wolf Reiser steht dem Internet skeptisch gegenüber. Zu Recht. Für die Demokratie bedeutet das Internet nicht nur Gutes.
Franziska Augstein (Publizistin)
Mit großem Nachdruck muss ich allen Leserinnen und Lesern einen Essay von Wolf Reiser - "Freiwild - Über Zähmung, Verwahrlosung und Niedergang des Journalismus", erschienen in "Lettre International" Nr. 107 zur Lektüre empfehlen. Er erzählt aus der Perspektive eines freien Journalisten wie es mit unserer Branche in den letzten Jahrzehnten abwärts ging - und die "Unerbittlichkeit des Adlers" der "auf die unsortierten Trümmer der Ruinenlandschaft herabschaut" ist ebenso erhellend wie deprimierend.
Mathias Bröckers (Schriftsteller)
Wolf Reiser zählt für mich derzeit zu den profiliertesten und elegantesten Autoren Deutschlands und es wird nun mal Zeit, dass er sich, frei nach Pascal, endlich auf seinen Arsch setzt und loslegt.
Christian Strasser (Verleger)